Meine Fantasy-Einflüsse
[Fotocredit: Craig Adderley, Pexels]
Was hat auf mich die meisten Fantasy-Einflüsse gehabt?
In meiner Kindheit waren die Märchenbücher von Bechstein und Hauff mit den Illustrationen von Ruth Koser-Michaëls echt ein Riesen-Ding, siehe dazu den separaten Blogbeitrag.
Meine Eltern hatten „Götter, Gräber und Gelehrte“ von C. W. Ceram im Regal stehen. Das ist ein 1949 erschienener populärwissenschaftlicher „Roman der Archäologie“, in dem der Autor die großen Entdeckungen von Schliemann bis Carter spannend und faktengetreu erzählt – stilistisch ist es eher Kriminalroman als trockenes Fachbuch und gilt als Meilenstein der populären Archäologie. Als Kind und Jugendlicher habe ich viel darin geschmökert. Meine Affinität für Grüfte, Gräber, Hieroglypgen, Mumien, (Golems), Artefakte und Runen leite ich eindeutig hier ab. Tatsächlich habe ich einiges über die Wissenschaft gelernt (und deshalb ist für mich Indy Jones & Lara Croft leider immer nur “Krawall-Archäologie” geblieben).
Als junger Teenager hatte ich Anfang der 80er Jahre einen dicken, roten Band "Unglaublich aber wahr" vom Readers Digest Verlag, darin ging es vor allem um Paranormales, UFOs, Kryptozoologie und versunkene Schätze. Von den Themen her war es ein wenig wie die Serie Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI zwanzig Jahre später. Irgendwann ging er verloren, aber ich kann noch immer den angenehmen Grusel verspüren, den das Schmökern darin verursacht hat.
Eindeutig ein Einfluss, der mich zum nächsten Punkt führte:Die Bücher „The Philadelphia Experiment: Project Invisibility“ sowie „The Roswell Incident“ von Charles Berlitz und William L. Moore haben mich früh in den 1980ern geprägt. Tendenziell war es Science Fantasy. Sie verbanden Realität und Mythos so eindringlich, dass ich lernte: Wenn man Realität und Fiktion nur raffiniert genug verwebt, können Mythen entstehen!
In den frühen 20ern meines Lebens kam ich ans Rollenspiel, hier war AD&D (Advanced Dungeons & Dragons), später Shadowrun auf jeden Fall prägend.
Jack Vances »Die sterbende Erde«, »Die Augen der Überwelt« (auch bekannt als »Cugels Irrfahrten« sowie das Buch »Grüne Magie« hatten den wohl stärksten Einfluss auf mich. Ebenso Roger Zelaznys »Jack aus den Schatten« und Stephen R. Donaldsons »Tochter der Könige«. Auch lassen sich noch Terry Pratchetts »Gevatter Tod«, Lawrence Norfolks »Lemprières Wörterbuch« (hostoriographische Metafiktion), Gunter Gross‘ »Der Gedankenleser« und Patrick Süskinds “Das Parfum” auflisten (beide fantastischer Realismus). Ob ich “Der Drachenbeinthron” (Auftakt der Osten-Ard-Saga) von Tad Williams heute noch empfehlen würde, weiß ich nicht mit Gewissheit.
China Miéville hat mich begeistert – mein erster Kontakt mit “Weird Fantasy”. Verschlungen habe ich »Die Falter«, »Der Weber« (»Perdido Street Station«) und »Der Eiserne Rat«. Seit letzgenanntem Werk schätze ich die Begriffe “Golemist” und “flottieren” doch sehr. 😊
Was ich gerne noch erwähnen möchte
Ganz schlechtes Timing: Als Harry Potter von J. K. Rowling erschien, war ich bereits 31 und hatte nur sehr mäßig Lust, ein Buch zu lesen, in dem Kinder die Protagonisten stellten. Wenn ich mir die aktuellen, kaum erträglichen, transfeindlichen Äußerungen der Autorin anhöre, bin ich ehrlich gesagt froh, nie ein Fan gewesen zu sein.
Die Ironie ist kaum zu übersehen, dass Rowling später selbst Züge der von ihr erschaffenen Schurkin Dolores Umbridge anzunehmen scheint – zumindest in den Augen vieler Beobachter (siehe u.a. hier). Interessant ist dabei, wie Literatur sich manchmal wie ein Spiegelkabinett verhält: Autor:innen erschaffen Figuren, die später von außen als Schatten ihrer eigenen Haltung gelesen werden können.
George R. R. Martins epische Fantasyreihe “A Song of Ice and Fire”, die Vorlage für die Serie Game of Thrones, umfasst bislang fünf erschienene Bände (1996–2011). Geplant sind insgesamt sieben. Der sechste Band, The Winds of Winter, lässt seit über einem Jahrzehnt auf sich warten: Die Fangemeinde wartet seit 2011 vergeblich auf seine Veröffentlichung. Der siebte und abschließende Band, A Dream of Spring, liegt noch völlig im Nebel. Damit warten Leser nun schon seit rund 14 Jahren auf die Fortsetzung – eine der längsten und frustrierendsten Pausen in der modernen Fantasy-Literatur.
Sobald alle Bände vorliegen, werde ich anfangen, sie zu lesen. Keinesfalls werde ich den gleichen Fehler machen wie seinerzeit bei Patrick Rothfuss’ “Königsmörder Chronik”: endlos warten, weiter hoffen, letztendlich verzweifeln.
Ich gestehe: J. R. R. Tolkiens “Der Herr der Ringe” hat mich nie gekriegt. Ich meine den Schmöker, in dem dem Antagonisten 24/7 der Hut brennt. Als junger Mensch habe ich mich brute force hindurchgequält und währenddessen buchstäblich jede Minute geseufzt und das Ende herbeigesehnt. Dabei war ich mein Leben lang Vielleser und hatte schon das allerstaubtrockenste Zeug gelesen – bereits als 12-jähriger notfalls sogar in Frakturschrift, wenn es denn sein musste. Für mich ist Tolkien der Dostojewski der Fantasy und eher dazu geeignet, den geneigten Lesern Fantasy oder sogar das Lesen selbst abzugewöhnen. Meiner unbedeutenden Meinung nach ist HDR eher eine Art Initiationsritus des Lesens: Wer sich hindurch gequält hat, darf stolz auf sich sein. Meh!
Wie gesagt: sicherlich eine unpopuläre Meinung.
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