Buchcover: Illustrator:in vs. KI-Bildgenerator
Bild: ChatGPT, der Used-Look wurde mittels zweitem Prompt nachträglich hinzugefügt
Ich möchte das Thema hier noch einmal separat aufgreifen.
Schnell soll es gehen, günstig soll es sein – und irgendwie „professionell“ aussehen. Dasi ist leider das genau das “Schema F”, nach dem die meisten deutschen Buchverlage meiner Meinung nach seit Jahrzehnten vorgehen. In den 70ern und 80ern wurden die SF-Cover von Heyne derart lieblos zusammengekloppt, da passte das Bild nicht mal zum Titel. (Siehe z.B. Roger Zelazny – Jack aus den Schatten: Eine große Katze, am Kopf befestigte Hardware und irgendwelche Planeten kommen in der Handlung überhaupt nicht vor).
Und heute? Nehmen wir das Buchcover eines generischen Standard-Thrillers "Downtime" des Autors "Red Herring" (alles fällt aus und nur Pippin Shaw kann die Welt retten), in der die Silhouette einer Person vor rotem, grünen, gelben oder blauen Geschwurbel zu sehen ist — mit so einem Mist muss man keinen Illustrator behelligen.
3, 2, 1, fertig. Wenn es nur darum geht, dass irgendwas auf dem Buch drauf ist, dann macht die KI ihren Job. Und zwar schnell, halbwegs sauber und völlig vorhersehbar.
Für billige Massenware gibt’s halt nur billigen Standard. Dann muss man aber auch damit rechnen, dass sich kein Mensch den Titel im Vorbeigehen Im Buchladen oder Vorbeiscrollen im Netz ein zweites Mal ansieht.
Ich höre schon den Buchhandel heulen: “Aber die Verkaufszahlen gehen zurück!”
Tja, auch wegen der generischen Titel, liebe Freunde!
Verlage: ”Wir müssen sparen: Weniger Illustratoren, mehr KI-Titel.”
Das nennt sich “Abwärtsspirale”, meine Lieben!
Solltest du deine Kurzgeschichtensammlung veröffentlichen wollen oder deinen Roman, würdest du es dann mit dem nachfolgendem ChatGPT-Prompt versuchen?
„Bitte generiere einen Thriller-Buchtitel mit der Silhouette einer Person vor einem blauen, elektrischem Geschwurbel. Bitte wende die Drittelregel an, erstelle das Bild im Hochformat. Autor: Red Herring, Titel: Downtime, alle Texte in dringlichem rot.“
Wird das deinem Buch gerecht? Deiner Geschichte? Deiner Stimme? Was ist mit Atmosphäre, Persönlichkeit?
Was ist mit einem Cover, das auf den ersten Blick fesselt, überrascht, Fragen stellt? Und was ist mit einem Motiv, das den Leser emotional abholt – noch bevor er das Buch überhaupt aufschlägt?
Dann ist nämlich plötzlich Ruhe im KI-Karton.
Denn die KI kann ja nur reproduzieren, was schon drölfzig mal da war. Sie mixt, remixt, filtert. Und das macht sie oft sehr gut. Aber was ihr fehlt, ist der Funke. Der Moment, in dem ein Mensch eine ungewöhnliche Idee hat, eine mutige Komposition wählt, ein Gefühl visualisiert. Diese Art von Kreativität – lebendig, eigenwillig, mutig.
Ich möchte noch einmal auf dieses Pinterest-Board verweisen, in dem ich kreative Buchcover gesammelt habe, die einer KI vermutlich auch in den nächsten 20 Jahren nicht einfallen werden – weil die KI nun mal kein(e) lebende(r), atmende(r), kreative(r) Illustrator:in ist, sondern nur die reine Reproduktion von bereits Gewesenem.
Deshalb: Wenn dir dein Buch etwas bedeutet, dann zeig das auch.
Gib ihm ein Gesicht, das mehr ist als Silhouette + vages, farbiges Geschwurbel.
Mehr zu dem Thema: Blogbeitrag.
P.S.: „Red Herring“ bedeutet wörtlich „Roter Hering“, wird aber im übertragenen Sinn als „falsche Fährte“ oder „Ablenkungsmanöver“ verwendet. In der Literatur und in Thrillern bezeichnet es ein Element (z. B. einen Hinweis oder eine Figur), das absichtlich eingebaut wird, um Leser oder Zuschauer auf die falsche Spur zu bringen und die Auflösung spannender zu machen.
Was meinst du dazu?
Hinterlasse mir doch gerne einen Kommentar und teile deine Gedanken!