Schreibtypen II – alles, nur nicht normal
[Fotocredit: Foto von Andrew Neel, pexels]
Plantser
sind Autoren, die sowohl planen als auch improvisieren. Sie skizzieren meist den groben Handlungsrahmen mit Anfang, Wendepunkten und einem ungefähren Ende, lassen sich aber zwischen diesen Fixpunkten viel Freiheit. Diese Methode gibt ihnen eine Richtung, ohne den kreativen Fluss zu sehr einzuschränken. Viele Kurzgeschichtenautoren bevorzugen diesen Ansatz, weil er Flexibilität und Struktur vereint.
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Ich sehe mich mittlerweile als Plantser. Da ich meine Schreibthemen vorab mit ChatGPT bespreche, habe ich beim Schreiben bereits eine mehr als nur grobe Richtung, wohin die Reise geht. Dennoch bin ich jederzeit spontan genug, etwas über den Haufen zu werfen oder etwas Neues einzubinden.
Worldbuilder
beginnen nicht mit der Handlung, sondern mit der Welt, in der sie spielt. Sie entwickeln Kulturen, Magiesysteme, politische Strukturen oder geografische Karten, bevor sie überhaupt an Figuren oder Plots denken. Diese Autoren können in der Ausarbeitung ihrer Welten versinken, sodass die eigentliche Geschichte manchmal nur schwer ins Rollen kommt. Gelingt es jedoch, Welt und Handlung zu verbinden, entstehen besonders dichte und atmosphärische Texte.
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Tatsächlich gab man mir in den 90ern mal den Job, eine Fantasy-Kirche incl. Pontifex zu entwerfen. 40 sehr klein geschriebene Seiten voller Tabellen, Feiertage, Heiliger und Märtyrer später reichte ich alles bei einem in Entstehen begriffenen Online-Rollenspiel ein – und blieb darauf sitzen. Aus Frack begann ich, glaubenslastige Fantasy-Geschichten zu schreiben. Auch, wenn mir Worldbuiding from scratch sehr liegt, ich mache es lieber während des Schreibens.
Discovery Writer
arbeiten wie Pantsers, aber ihr Fokus liegt stark auf den Figuren. Sie entdecken die Geschichte durch die innere Entwicklung ihrer Protagonisten, die sie beim Schreiben überraschen und führen. Oft entstehen so Geschichten, die sehr charaktergetrieben sind und in denen die Handlung fast beiläufig aus den Entscheidungen der Figuren hervorgeht. Diese Methode kann zu sehr lebendigen, authentischen Texten führen, aber auch zu Strukturproblemen, wenn die Figuren ziellos bleiben.
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Mein größtes Projekt bislang war der Roman “Drei wie Pech & Schwefel – Homunculus”. Damit ich den Überblick über meine Protagonisten behielt, gab ich ihnen die Charaktere von Personen, die ich sehr gut kannte: Unter anderem eine sehr gute Freundin, eine Ex und ein größenwahnsinniges alter Ego. Tatsächlich lief die Handlung wie von selbst – incl. “Zwergenaufstand” der Protagonisten.
Scene Hopper
schreiben ihre Geschichten nicht linear, sondern springen zwischen Szenen, die sie gerade inspirieren. Diese Autoren setzen später die Teile wie ein Puzzle zusammen und überarbeiten Übergänge und Logik. Der Vorteil liegt darin, dass keine Szene „erzwungen“ wird, weil immer mit der größten Inspiration gearbeitet wird. Allerdings kann es schwierig sein, eine einheitliche Tonalität und einen fließenden Erzählbogen zu erzeugen.
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So habe ich angefangen zu schrieben. Die Geschichten wuchsen wie Korallenriffe, mal hier, mal da. Am Ende übrig blieben fehlende verbindende Elemente und Übergänge, die waren lästig zu schreiben. Ich fürchte, für den Lesefluss war das alles nicht zuträglich und es badarf eines Profis, der glättend auf dieses literarische Wurzelholz einwirkt.
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