Worüber ein Fantasy-Autor so nachdenkt III…
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Nachdem ich mir allerlei Fantasy-Gedanken dazu gemacht habe, wie ich Reliquien mit arkaner Technologie verbinde, war ich plötzlich auf der Anwendungsseite – was für Arcanepunk-Maschinen ‘baue’ ich daraus?
Diese Passage zeigt den aktuellen Stand der Forschung 😉:
„In einem Winkel des Doms, in dem Staub reglos in der Luft verharrte, stand seit neuestem der automatische Beichtstuhl. Er war ein gotisch aufstrebendes Novum im Dom, überfrachtet mit Zierrat. Die schwere Tür knarrte leise, als er eintrat. Die Sitzbank, hart, schmal, war eines Sünders angemessen. Vor ihm pulsierte rot das Licht des einzigen Knopfes. Es war bereits lange her, dass er gebeichtet hatte. Seine Hand zitterte, zuckte zurück. Zögerlich aktivierte er die Apparatur. Etwas erwachte. Ein Schwall warmer Luft schlug ihm aus der Dunkelheit von jenseits des geschnitzten Sprechgitters entgegen. Es schwirrte im Inneren wie erwachende Fledermäuse.
»Segne mich, denn ich bin voll der Sünde«, sprach der Mann die Formel.
Mehr Zeit als gewohnt verging.
Ein Rauschen erklang, als ein Gebläse zum Leben erwachte.
»Deine letzte Beichte ist 260 Tage her, Tankred«, sagte es mit der brüchigen Stimme des Heiligen Cruentus, dessen Knochen-Reliquie in diesem Apparat verbaut worden war. Nach einem fast echt klingenden, enttäuschten Atemzug sprach es weiter: »Das ist eine lange Zeit. Viel zu lang. Berichte mir von den abscheulichen Missetaten, die du begangen hast – weil du ein Sünder bist«, schnarrte die körperlose Stimme.
Dem Sünder brach der Schweiß aus. Sein Geist war plötzlich so leer wie ein geplündertes Grab. Keine einzige seiner Verfehlungen gegen die Dritte Schrift wollte ihm einfallen, schon gar nicht die weit Zurückliegenden! Dabei waren es Ungezählte!
Wie sehr sehnte er sich die Zeiten zurück, als er dem alten, fast tauben Vater Severinus die Beichte abgelegt hatte. Nicht nur, dass dieser kaum je die Hälfte verstanden hatte, auch war er während der Beichte mehrmals eingenickt. Wie unbeschwert hatte sich Tankred damals seiner durchweg lässlichen Sünden entledigen können! Doch jetzt, mit dem Heiligen Cruentus als Beichtvater, erstarrte er jedes Mal wie ein Einbrecher im Lichte einer Blendlaterne!
Überstürzt floh er, eilte durch das Kirchenschiff.“
Dann ist mir noch etwas eingefallen: Was, wenn man ‘versehentlich’ die Knochen eines Sehers verbaut und nicht die eines Priesters oder Heiligen? Dann verlangt die Maschine die Beichte zukünftiger, noch nicht begangener Sünden – eine Art konfessioneller ‘Minority Report’. Eine „selbstverwirklichende Prophezeiung“ wird als unausweichliches Schicksal gestaltet, von dem es kein Entkommen gibt.
„»In der kleinen Ortschaft Quercetum haben sie den Aufbau der Maschine einem Novizen des Officiums überlassen. Und dieser hat«, Revalin rang um Fassung, »die Reliquie verwechselt.« Seine Brauen flogen vielsagend umher, bevor er mit der Pointe herausplatzte. »Er hat einen heiligen Überrest von Sanctus Severinus Praevus in die Apparatur eingesetzt. Dieser war ein Visionarius – ein Seher. Der Erste, der den Beichtstuhl betrat, war ein Bürger namens Tenax. Die Maschine verlangte von dem armen Kerl das Beichten aller seiner noch in der Zukunft liegenden Sünden!«
Der Bischof schaute entgeistert.
»Als wären diese vermaledeiten Apparate nicht schon schlimm genug!«“
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